Dr. Eduard Zwick

König der Thermen und der Steuerhinterziehung

Eduard Zwick – Bäderkönig und König der Steuerhinterzieher

Wenn man heutzutage über prominente Fälle von Steuerhinterziehung in Deutschland spricht, erinnern sich nur noch wenige an Dr. Eduard Zwick. Dabei hat er in den 1970er und 80er Jahren etwa EUR 41.000.000 an Steuern hinterzogen. Hinzukommen noch ungefähr DM 30.000.000 an Zinsen, Säumniszuschlägen und andere steuerliche Nebenleistungen. Mit also insgesamt DM 71.000.000 steuerlichen Verbindlichkeiten setzte sich Eduard Zwick dann aber in die Schweiz ab. Vor einer Strafverfolgung in Deutschland blieb er somit verschont. Bitter war dies aber auch für die Öffentlichkeit, denn es stellte sich heraus, dass Eduard Zwick bei seinen steuerlichen Umtrieben Rückendeckung vom damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß und weiteren hohen CSU-Politikern erhielt. Tatsächlich wollten die ihm sogar trotz seiner Flucht ins Ausland und Steuerfahndung wegen Steuerhinterziehung noch einen hohen Orden für seine Verdienste verleihen.

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Inhaltsverzeichnis


1. Bäderkönig und Steuerhinterzieher Dr. Eduard Zwick – Einleitung

Einer der bedeutendsten Fälle von Steuerhinterziehung in der Geschichte der Bundesrepublik ereignete sich in einer der entlegensten Ecken unseres Landes. Drahtzieher war auch kein zwielichtiger Mafiosi oder ein andere offenkundige Kriminelle, sondern jemand, dem man einen Orden für seine Verdienste anheften wollte. Es war somit kein Außenseiter der Gesellschaft sondern jemand mit Beziehungen bis hin in die höchsten Kreise der Politik. Und dass diese Person Steuerhinterziehung beging, weil sie ein Vermögen durch dubiose Geschäfte verdiente, könnte ebenfalls kaum von der Wahrheit entfernter sein. Im Gegenteil, denn bei dieser Person handelte es sich um einen angesehenen Humanmediziner, der mit seinen Kurbehandlungen sehr erfolgreich war. Wie also konnte es dazu kommen, dass Dr. Eduard Zwick mit einem Millionenvermögen den Fiskus prellte, ohne je dafür die Verantwortung zu übernehmen?

2. Wie Eduard Zwick sein Bäderimperium gründete

Dr. Eduard Zwick wurde am 15.08.1921 in Bakova geboren, das heute zu Rumänien gehört. Seine Eltern waren Banat-Deutsche, eine ethnische Minderheit in diesem Land. Während des Zweiten Weltkriegs studierte Eduard Zwick in Österreich und Deutschland Medizin. Allerdings wurde er erst nach Kriegsende Arzt, wobei er in Ost-Berlin arbeitete. 1953 floh er jedoch nach West-Deutschland. In Würzburg promovierte er abermals, zog aber 1955 zusammen mit seiner Frau Angelika nach Sumatra, um dort als Ärzte Entwicklungshilfe zu leisten. Kurz nach ihrer Ankunft kam auch ihr Sohn Johannes zur Welt.

1958 kehrte Familie Zwick nach Deutschland zurück. Sie hatten eine besondere Erfahrung aus Indonesien mitgebracht, nämlich, wie gesundheitsfördernd Naturheilbäder sein können. Also machten sie sich nun auf die Suche nach einem geeigneten Standort in Deutschland, um ein Sanatorium zu gründen.

So gründete Eduard Zwick 1958 mit dem in der Ferne verdienten Geld ein Sanatorium in Bad Füssing, das damals noch lediglich Füssing hieß. 1964 gelang es Eduard Zwick mit einer Bohrung eine Wasserschicht im Untergrund anzuzapfen. Da die physikalischen Eigenschaften den Vorstellungen des Arztes von einem Heilwasser entsprachen, errichtete er in den darauffolgenden Jahren an dieser Stelle die Johannesbad-Therme, die er nach seinem Sohn benannte. Damit legte Eduard Zwick den Grundstein seines kommenden Erfolgs als Arzt und Unternehmer.

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3. Eduard Zwick, Amigo von Franz Josef Strauß

Da der von ihm gegründete Kurort in einem abgelegenen Winkel von Niederbayern nahe der Grenze zu Österreich liegt, bestand damals jedoch kaum Aussicht auf großen Besucherandrang. Dennoch schaffte es Eduard Zwick, der zwischenzeitlich zu Franz Josef Strauß (oft abgekürzt zu FJS) Kontakt knüpfen konnte, den Ort bekannt zu machen. Dabei half ihm sein politischer Kontakt, weil dieser dafür sorgte, dass öffentliche Gesundheitseinrichtungen des Freistaats bei Fragen zu Kuraufenthalten bevorzugt das Kurangebot von Eduard Zwick empfahlen. Tatsächlich fiel auch in diese Zeit, dass der Kurort den bei Gemeinden begehrten weil aufwertenden Titel „Bad“ erhielt; das geschah bereits 1969.

Zu Franz Josef Strauß hielt Eduard Zwick aber auch aus anderen Gründen ein enges Freundschaftsverhältnis. Denn er erhoffte sich dadurch, dass die nun üppig fließenden Gewinne weitestgehend unversteuert blieben. Jedenfalls summierte sich im Laufe eines Jahrzehnts eine Steuerlast von damals sagenhaften DM 41.000.000 an, auf die noch weitere steuerliche Nebenleistungen entfielen. Dazu ist bekannt, dass Eduard Zwick in dieser Hinsicht mit Franz Josef Strauß Rücksprache hielt und sich von ihm beruhigen ließ.

Denn Franz Josef Strauß, der schon damals ein bundesweit bedeutender Politiker war und für den Freistaat Bayern zur lebenden Ikone wurde, hatte Möglichkeiten, um die Steuerangelegenheiten seines Freundes von der Öffentlichkeit unbemerkt ruhen zu lassen. Im Gegenzug spendierte Eduard Zwick seinem CSU-Top-Amigo viele kostspielige Feiern und Reisen, aus privaten Mitteln, wie der Doktor später zu berichten wusste. Auch die CSU profitierte von wohlwollenden Spenden des Eduard Zwick. Besonders wichtig war dies, als Franz Josef Strauß die CSU als Bundespartei zu etablieren versuchte. Aber auch bei seinem Wahlkampf 1980, als Franz Josef Strauß Bundeskanzler werden wollte, unterstützte ihn Eduard Zwick großzügig. Legendär ist die Bereitstellung eines Privatjets mit der Kennung D-IFJS an den Kanzleraspiranten.

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4. Eduard Zwick setzt sich ins Ausland ab

4.1. Die Lage spitzt sich zu

Aber irgendwann wurde die Angelegenheit so volatil, dass selbst Franz Josef Strauß, der zu dem Zeitpunkt bayrischer Ministerpräsident war, keinen Einfluss auf die Finanzverwaltung mehr ausüben konnte, um den Bäderkönig zu schützen. Tatsächlich soll er ihm sogar dazu geraten haben, Deutschland zu verlassen, um sich der Strafverfolgung zu entziehen.

4.2. Wie Eduard Zwick seine Flucht vorbereitete

Eduard Zwick muss da ziemlich enttäuscht gewesen sein, nach all den Freundschaftsdiensten, die er für FJS erbracht hatte. Immerhin hatte er noch einen Ausweg. Um aber auch das stattliche Vermögen ins Ausland mitnehmen zu können, wandelte er all seine in Deutschland vorhandenen Vermögenswerte in eine Aktiengesellschaft um, an der er die Inhaberaktien hielt. Denn der Ort, an dem sich die Inhaberaktien befinden, entscheidet darüber, ob sie in Deutschland vollstreckbar sind. Damit waren alle Vermögensgegenstände in Deutschland, solange sich die Aktien im Ausland befanden, vor Zwangsvollstreckung geschützt.

Außerdem hatte er die Geschäftsführung der Therme und der daran angeschlossenen Unternehmen an seinen Sohn Johannes übertragen.

4.3. Flucht in die Schweiz

Und so setzte sich Eduard Zwick 1982 zusammen mit seiner Frau und seinem Vermögen ins Ausland ab. Zuvor hatte er noch ein rauschendes Abschiedsfest im Kreise seiner Freunde in Bad Füssing gefeiert, darunter selbstverständlich auch Franz Josef. Damit entschwand Eduard Zick in die Schweiz, wo er am Luganer See eine schöne Villa bezog, die er allenfalls noch für Aufenthalte auf seiner Ranch in Nevada verließ.

4.4. Nachwirkungen der Flucht von Eduard Zwick

Denn dass er nun Deutschland meiden musste, war klar. Schließlich galt Eduard Zwick fortan als Steuerhinterzieher, auf den ein Haftbefehl ausgestellt war. Dabei ist unbegreiflich, dass FJS sogar da noch versuchte, Eduard Zwick für das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse vorzuschlagen.

Zwar bemühte sich ein Untersuchungsausschuss des Bayrischen Landtags 1994 Eduard Zwick zu einer Zeugenaussage zu bewegen, zu der man eigens den Haftbefehl zwecks Zusicherung Freien Geleits vorübergehend außer Kraft setzen wollte, doch misstraute dem der flüchtige Dr. Zwick und weigerte sich auch sonst als Zeuge Aussage zu leisten. Schließlich war FJS da bereits seit einigen Jahren verstorben.

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5. Das Vermächtnis des Eduard Zwick

5.1. Niederschlagung des Verfahrens

Mit der Flucht der Doktoren Zwick in die Schweiz waren die Bemühungen der bayrischen Finanzbehörden zur Beitreibung der ausstehenden Steuern nun kaum noch von Optimismus getragen. So versuchte Dr. Johannes Zwick den Behördenvertretern klarzumachen, dass sein Vater über keine vollstreckbaren Vermögensgegenstände mehr in Deutschland verfügte.

Schließlich führte dies 1990 gegen Zahlung von DM 8.300.000 zu einer Niederschlagung des Verfahrens. Dabei waren offenbar die alten Seilschaften, die weiterhin über den 1988 verstorbenen Franz Josef Strauß bis in die Finanzverwaltung reichten, nach wie vor noch hilfreich. Da die Vereinbarung zur Niederschlagung des Verfahrens eine Geheimabsprache war, und diese etwa drei Jahre später doch der Öffentlichkeit bekannt wurde, musste man sie aber wieder aufheben.

5.2. Johannes Zwick rückt ins Visier der Steuerfahndung

Tatsächlich wollte beziehungsweise konnte man in der bayrischen Finanzverwaltung noch keinen Schlussstrich unter die Causa Zwick ziehen. So verfolgte man weiterhin, wie sich die Beteiligungsverhältnisse der von Eduard Zwick vor seiner Flucht gegründeten AG entwickelten. Dabei wurde man Anfang 1994 aktiv und verhaftete Dr. Johannes Zwick, dem man nun seinerseits Steuerhinterziehung vorwarf. Denn es stellte sich heraus, dass inzwischen über verschiedene Holdingstrukturen in Deutschland und Luxemburg die Beteiligungsverhältnisse an der AG vom Zwick Senior auf den Junior übergegangen waren, wenn auch indirekt. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

6. Eduard Zwick und seine dreiste Steuerhinterziehung – Fazit

Jedenfalls verstarb Dr. Eduard Zwick 1998 in Bern, ohne jemals für seine Steuerhinterziehung belangt worden zu sein. Anscheinend hat sich sein Einsatz für seinen Freund Franz Josef Strauß sowie andere CSU-Granden letzten Endes doch finanziell ausgezahlt. Außerdem hat er es trotz aller entgegenstehender Umstände geschafft, das Bäder-Imperium an seinen Sohn Johannes zu übertragen. Dabei erfolgte – wie könnte es auch anders gewesen sein – die Übertragung ohne Anfall einer Schenkung- oder Erbschaftsteuer, und diesmal sogar ganz legal. Wenigstens scheint Eduard Zwick in diesem Punkt mit der Zeit weiser geworden zu sein.


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