Internationales Steuerrecht
Das Wichtigste in Kürze
Das internationale Steuerrecht ist ein komplexes und sich ständig weiterentwickelndes Gebiet, das die Zusammenarbeit zwischen Ländern erfordert, um eine faire und effektive Besteuerung grenzüberschreitender Aktivitäten zu gewährleisten. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Doppelbesteuerung und Steuervermeidung und trägt zur Schaffung eines transparenten und stabilen globalen Steuersystems bei.
Was ist das internationale Steuerrecht?
Das internationale Steuerrecht betrifft steuerliche Regelungen und Prinzipien, die für grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten gelten. Es umfasst die Gesetze, Richtlinien und völkerrechtliche Vereinbarungen. Diese legen fest, wie Einkünfte, Vermögen und Transaktionen, die mehrere Länder betreffen, besteuert werden sollen. Das Ziel des internationalen Steuerrechts ist es, Doppelbesteuerung und Steuervermeidung zu vermeiden und eine gerechte Verteilung der Steuerlast zu erreichen.
Ein zentrales Element des internationalen Steuerrechts sind die Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Diese bilateralen oder multilateralen Vereinbarungen zwischen Ländern regeln, die Aufteilung und Besteuerung von Einkünfte und Vermögen zwischen den beteiligten Staaten. DBAs haben das Ziel, sicherzustellen, dass Einkünfte nicht doppelt besteuert werden, indem sie Regeln zur Zuteilung von Besteuerungsrechten festlegen. Sie bestimmen, welches Land das Besteuerungsrecht für bestimmte Einkunftsarten hat, z.B. Dividenden, Zinsen, Lizenzgebühren, und legen Methoden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung fest, wie die Freistellungsmethode oder die Anrechnungsmethode.
Ein weiterer wichtiger Bereich des internationalen Steuerrechts sind die Verrechnungspreise. Diese betreffen die Preise, die für Transaktionen zwischen verbundenen Unternehmen in verschiedenen Ländern festgelegt werden. Diese Preise sollen dem sogenannten Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen. Das heißt, sie sollten so festgelegt sein, wie sie zwischen unabhängigen Unternehmen vereinbart würden. Um dies sicherzustellen haben viele Länder spezifische Regeln und Dokumentationspflichten eingeführt. Auch die OECD hat Leitlinien für Verrechnungspreise entwickelt, welche viele Länder übernommen haben.
Die OECD-Initiative zur Bekämpfung von Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) ist eine umfassende Maßnahme, die darauf abzielt, die Erosion der Steuerbasis und die Verlagerung von Gewinnen in Niedrigsteuerländer zu verhindern. Das BEPS-Projekt umfasst 15 Aktionspunkte, die Empfehlungen und Mindeststandards zur Bekämpfung aggressiver Steuerplanung und Steuervermeidung durch multinationale Unternehmen enthalten. Zu den Maßnahmen gehören Regelungen zur Vermeidung hybrider Gestaltungen, zur Begrenzung der Abzugsfähigkeit von Zinsen, zur Transparenz und zur Verbesserung der Streitbeilegung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des internationalen Steuerrechts ist die Förderung von Steuertransparenz und der automatische Informationsaustausch zwischen Steuerbehörden. Diese verpflichten insbesondere Finanzinstitute, Informationen über Finanzkonten automatisch an die Steuerbehörden der jeweiligen Länder zu melden. Dies soll Steuerhinterziehung verhindern und sicherstellen, dass Steuerpflichtige ihre Einkünfte und Vermögen korrekt angeben.
In Deutschland ist als nationale Regelung vor allem das Außensteuergesetz von Bedeutung. Jedoch finden sich Regelungen über grenzüberschreitende Tätigkeiten auch in allen anderen Steuergesetzen. Dazu gehören die Abgabenordnung oder das Einkommensteuergesetz und das Körperschaftsteuergesetz. Ferner müssen Richtlinien auch immer in nationales Recht umgesetzt werden. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Gesetz zur Gewährleistung einer globalen Mindestbesteuerung für Unternehmensgruppen.